Was soll ich nur studieren?
Ganz ehrlich, meine Tochter nervt! O.k., dass Jugendliche den Eltern auf die Nerven gehen, ist normal, das weiß ich auch, aber diese ständigen Fragen, was sie denn nur nach dem Abitur studieren soll, die gehen mir doch gefährlich auf die Nerven. Dabei hat sie bis zum Abitur noch ein Jahr Zeit, könnte sich also in aller Ruhe informieren und mit anderen austauschen, doch bereits jetzt macht sie sich selbst den totalen Stress.
Meine Tochter ist ehrgeizig, möchte ein möglichst gutes Abi hinlegen, doch was sie damit einmal anfangen will, das steht in den Sternen. Vor einem Monat musste es noch unbedingt ein Psychologiestudium sein, dann meinte sie, mit einem guten Abitur müsste sie eigentlich ja doch Medizin studieren, zumal die Berufsaussichten für Ärzte im Moment ganz gut sind, und seit vergangener Woche will sie plötzlich Anwältin werden, möchte Jura studieren, damit sie den zu Unrecht beschuldigten Menschen zu ihrem Recht verhelfen kann. Heute so, morgen so, immer wieder neue Ideen, und das stets gepaart mit einem ungeheuren Stress, denn das Abi ist ja „schon“ in einem Jahr.
Ich bin da auf der Suche nach vernünftigen Tipps, wie ich meine Tochter von dem selbst gesetzten Stress los bekomme, auf einen Beitrag mit wertvollen Tipps gestoßen. Erst einmal, das schreibt auch Sara in ihrem Blog, ist es wichtig, von dem Gedanken wegzukommen, dass mit einer Berufsentscheidung, die man mit 17 oder 18 trifft, die Weichen für den Rest des Lebens gestellt werden. Komisch, dass solche Gedanken immer noch in den Köpfen der Jugendlichen herumgeistern, denn eigentlich hören sie doch immer wieder, dass man flexibel sein muss, dass sich die Arbeitswelt ständig wandelt, dass heute niemand wissen kann, ob es den Beruf, für den man sich mit 18 entschieden hat, in dreißig Jahren überhaupt noch gibt.
Also – lieber im Studium darauf achten, dass man grundlegende Fähigkeiten lernt, dass man sich nicht zu früh zu sehr spezialisiert und festlegt, sondern in seinem Lernen flexibel bleibt. Ein Zweites hat mir sehr eingeleuchtet. Studiert nicht das, was gerade „in“ ist, studiert nicht das, wo angeblich die Berufsaussichten im Moment besonders gut sind, sondern studiert das, was euch wirklich interessiert! Was nutzt es, wenn jemand unbedingt Informatik studiert, weil Informatiker so gute Verdienstaussichten haben, wenn er oder sie eigentlich gar keinen richtigen Spaß daran hat. Soll man dann für den Rest seines Lebens etwas tun, was einem nicht gefällt?
Ich selbst habe in meinem eigenen Studium auch zwei Anläufe gebraucht, um das Richtige zu finden. Ein Semester Wirtschaftswissenschaften hat mir gereicht, hat mir klar gemacht, dass mir das zu theoretisch mit viel zuviel Mathematik ist. Nach einem Semester habe ich die Notbremse gezogen, habe doch ein Lehrerstudium gemacht. Das war gut so, denn zu oft habe ich Leute erlebt, die sich jahrelang durch ihr Studium gequält haben und am Ende dann an der Abschlussprüfung gescheitert sind. Gerade bei den Jurastudenten war und ist das durchaus häufiger der Fall. So ein Studium ist dann wirklich für die Katz gewesen. Viele verlorene Jahre und am Ende steht man mit Mitte zwanzig ohne Ausbildung da.
Wichtig ist, sich rechtzeitig Gedanken zu machen, was man studieren will, aber bitte: ohne Stress!Viele Hochschulen bieten Schnupperwochen für Schüler an, man kann einfach mal in die Uni gehen und sich dort mit Studienanfängern unterhalten, und man sollte auch durchaus mal in eine Vorlesung gehen, da wirft einen niemand heraus. So sammelt man früh Eindrücke und Erfahrungen und kann gelassener an die Studienwahl herangehen – damit das Studium am Ende dann auch Spaß macht.
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